“Theres no reason to stay sober now that youre gone.” Lucas Renney weiß wahrscheinlich selbst nicht mehr so genau, ob seine Beziehungen zu Bruch gehen, weil er trinkt, oder ob er trinkt, weil seine Beziehungen zu Bruch gehen. Fest steht aber: Seine Texte sind Festschriften, die auf jeder Sitzung der Anonymen Alkoholiker verlesen werden sollten. Allein seine Worte zur ebenso intensiven wie großartigen Anti-Ballade “Staying Sober” sind so erschreckend, dass man kurz entschlossen nach Sunderland fahren und den Typen in die nächste Betty-Ford-Filiale einliefern möchte: “Theres not enough drinks in this world to drown this kind of sorrow. My father has disowned me, my mother died in shame. And my brother wants to kill you cause he knows that youre to blame. ” Die Musik dazu? Ruppig. Wüst. Und voller Brüche. Die Zärtlichkeit eines einzigen Glockenspiels stellt sich scharfkantigen Uppercut-Gitarren entgegen. Eine Folk-Partie wie das geknickte “Well Never Be Friends” wirft sich todesmutig – oder lebensmüde? – ins Dauerfeuer der gemein-verzerrten Ungeheuer namens “I Am A Camera” oder “The Thought Of Her”. Und wenn das spitz zulaufende “Light In Her Window” erst einmal von blitzenden Stromschlägen durchzuckt wird, bleibt höchstens noch eine Fragen stehen: All das wegen einer Frau? Ja. All das wegen einer Frau.