The Depreciation Guild sind aus Brooklyn, und sollte das alles stimmen, was man sich über die Wettbewerbsbedingungen im Stadtteil aller Stadtteile erzählt, würde die Band natürlich keine fünf Minuten dort durchhalten, wenn sie wirklich so sensibel wäre, wie ihre Lieder erst mal klingen. Ähnlich wie im letzten Jahr bei The Pains Of Being Pure At Heart (die sich zwei Bandmitglieder mit The Depreciation Guild teilen), ist die Harmlosigkeit auf Spirit Youth aber nur vorgeschoben, um sich dahinter die schlimmsten Dinger leisten zu können. Ein Song hier heißt Crucify You, und von seiner Ewige-Liebe-Geschichte mit ungerecht verteilten Machtverhältnissen kann man sich zumindest unangenehm berührt fühlen. Im Opener My Chariot bricht einem das Eis schon nach der ersten Zeile unter den Füßen weg, und wenn in White Moth die Gitarren perlen, als wäre Johnny Marr geklont worden, passt es natürlich wieder super, dass im Text einer zersägt wird. Spirit Youth ist also eine Platte, auf der einem schon mal was im Hals stecken bleibt – auch, weil die Musik meistens klingt, als käme sie vom Band oder würde sich zumindest ohne größeres menschliches Einwirken selbst spielen. Auch diese Teilnahmslosigkeit teilen sich The Depreciation Guild mit The Pains Of Being Pure At Heart. Die Frage, warum die Leute hinter den beiden Gruppen zwei Bands brauchen, um zwei Mal dieselbe Musik zu machen, gehört zu den wenigen, auf die Spirit Youth keine schlagfertige Antwort weiß.