Orgelpunk ade – hier kommt die Spencer Davis Blues Explosion.
Es war abzusehen: auf ihrem werweißwievielten Longplayer bekennen sich die Washingtoner Delta 72 nun endgültig zum heftig groovenden Frühsiebziger-Rock. Wo ihre Nachbarn von The Make Up Soul minimalisieren und modernisieren, schichten Delta 72 mittlerweile großzügig schweinische Hammondorgeln, Percussions, moody E-Pianos und echte Soulbackings auf ein mehr als solides Rockfundament – Retro pur und teilweise echter als echt. Mir kommt streckenweise der Eindruck, als hätten Resteauffeger im Studio von Jon Spencer akribisch alle Schnipsel der letzten Platte eingesammelt, um daraus wieder ein richtiges Stones-Album zu basteln. Wo andere Sex haben wollen (oder bei Mangel daran zumindest ein bisschen randalieren), kanalisieren Delta 72 ihren Kulturpessimismus in wesentlich konsensfähigere Bahnen: Solange noch geatmet wird, soll gefälligst auch getanzt werden. Und in die viel zitierte Hüfte geht die Scheibe auch ganz gewaltig: Bisweilen erinnert das Ganze, auch durch die druckvolle und sehr erdige Produktion, an eine tanzbarere Version der schwedischen Retrogroover Silverbullit. Bezüglich Energie, Dynamik und Spielfreude bleiben keine Fragen offen, alles in allem hätte man sich vielleicht noch ein wenig mehr Biss wünschen können. In der Zwischenzeit findet ihr mich in der Küche, beim Tanzen.
weitere Platten
The Soul Of A New Machine
VÖ: 01.01.1900