The Brimstone Solar Radiation Band
Solstice
Text: Patrick Grossmann
Ob Brötchen, Filme, die Luft zum Atmen, Anti-AKW-Demos, Parties: Früher, behaupten manche, war einfach alles besser. Gehaltvoller, konsequenter, echter. Nicht zuletzt Musik – die Madeleine diesseits von Marcel Proust sozusagen – vermag einem dabei zu assistieren, zumindest einen Abglanz des Damals ins Jetzt hinüber zu retten. Die Kunst besteht ja nicht im bloßen Nachahmen, in der Gebärde, sondern im gekonnt zu eigen gemachten Zitat. Und hier haben auch die fünf nicht mehr ganz jungen Nordlichter der Brimstone Solar Radiation Band nicht aufgepasst. Keine Frage: Was da schwelgt, orgelt und einem stellenweise aufrichtig das Herz wärmt, weiß, wie ein Flokati aussieht. Roll noch einen und streichel das Fender Rhodes. Knips die Lavalampe an, nimm einen tiefen Zug und dreh am Space Echo. Kommt cool? Kommt es. Dennoch: Das hier ist, bei aller involvierten Liebe zum Detail, einen Touch zu anachronistisch und authentisch. Nur an und an da scheint analog zu den Nachbarn von Dungen echte Genialität auf – etwa im an Motorpsychos weitaus stichhaltigere, weil irgendwo selbstironische Retro-Fingerübung “Let Them Eat Cake”gemahnenden “If Man Is Still Alive”, bei “Where Is Your Love” oder im sphärischen Mittelteil von “The Spirit Of The Airborne Hogweed”. Der Rest? Ist gut gemeint, durchaus unterhaltsam, aber eben auch kein Grund, das hier aufzulegen statt einschlägiger Originale à la Jefferson Airplane. “Where are the heroes?”, fragen sie in “Back In The Days”. Sie wissen es allzu genau.