Wie so viele Retrobands vor ihnen mussten The Blue Van bereits zum letzten Album „Man Up“ feststellen, dass sich der von ihnen so schwungvoll aufgewirbelte Staub irgendwann wieder auf den alten Möbeln festsetzte und nicht etwa eine brandneue Polstergarnitur zum Vorschein brachte. Ist ja auch klar: So schnell man die Hinterlassenschaften der legendären Vorgänger zu einem schicken Klumpen zusammengehauen hat, so schnell ist dann auch nichts mehr da, um weiter zu pantschen. Es gibt ja nur die Stones, die Kinks, die Faces, The Who, vielleicht noch T-Rex und die Pretty Things, während der Rest in Rente lebt, von Gema-Einnahmen aus Sampler-Beiträgen zu „Die größten One-Hit-Wonder der 60er“, und darum kämpft, das letzte bisschen Ehre nicht bei Oliver Geissens Ultimativer Chart Show zu verlieren. Gute Bands machen aus diesem Nachlass dann ein oder zwei Alben, manche gehen dank guter Zeitgeist-Nase durch die Decke, alle anderen müssen sich etwas einfallen lassen. The Blue Van wählen den Weg, den zuletzt auch die australischen Kollegen von Jet gewählt haben und versuchen, eine Popband zu werden. Dabei fehlt „Love Shot“ allerdings immer wieder die letzte, stumpfe Konsequenz, die jemand wie Lenny Kravitz zu so etwas wie seinem Markenzeichen gemacht hat, um wirklich zu überzeugen. Wahrscheinlich sind The Blue Van einfach nicht doof genug, um das richtig durchzuziehen zu können. Sie selbst dürfen das als Kompliment verstehen. Ihre Platte leider nicht.