The Black Heart Procession
Amore Del Tropico
Text: Patrick Großmann
Schwer wie roter Samt fallen Geigen von der Decke. Die Dielen knarren. Eine offensichtlich bei Chris Isaak geborgte Gitarre surft durch die von Kerzen spärlich erleuchtete Wohnung. Die ersten Töne des Aufmachers “Tropics Of Love” ertönen, und sofort stellen sich Bilder im Kopf ein. Von einer alten, wurmstichigen Wendeltreppe. Von Sonnenstrahlen, die durch staubige Luft in ein Reich voller Mysterien brechen. Im Erdgeschoss eine Hochzeitsgesellschaft. Seltsame Gestalten tanzen zu karibisch inspirierten Rhythmen. Gut, das mit den Bildern war schon immer so bei The Black Heart Procession. Dass einem aber überhaupt der Begriff `Licht` in den Sinn kommt, ist neu. “Did You Ever Wonder” etwa entpuppt sich gar als gleichsam gutgelaunter Stampfer. “Broken World” wiederum erinnert an eine surreale Kreuzung aus Grandaddy und “Velouria” von den Pixies. In “Why I Stay” klagt die singende Säge. Das von Klavier und schleppenden Beats getragene “The Invitation” kommt dann wieder düster-gespenstisch wie ein David-Lynch-Film und könnte durchaus auch von Mr. Fantohawk oder einem der anderen 621 Projekte Mike Pattons sein. “You find us in the shadows – we hide”, verspricht Jenkins. Et voilà: Gänsehaut. Das Seltsame an dieser im Grunde interessanten, erstmals im eigenen Studio aufgenommenen Platte ist nur, dass sich ihr Reiz relativ bald im Nichts versendet. So schnell, wie sie ihre Präsenz entfaltet, verliert sie sich wieder im Ungreifbaren, Gebärdenhaften, bloß Folkloristischen. Also doch ein Soundtrack ohne Film, bei dem Stimmungen im Vordergrund stehen, nicht Songs. Allerdings ein durchaus geschmackvoller. Für besondere Momente und Cineasten.
weitere Platten
Blood Bunny/Black Rabbit
VÖ: 10.12.2010
Six
VÖ: 30.10.2009
The Spell
VÖ: 12.05.2006
In The Fishtank 11 (mit Solbakken)
VÖ: 09.03.2004
3
VÖ: 05.09.2000
2
VÖ: 18.05.1999
1
VÖ: 01.01.1998