The Bill Wells Octet Vs Future Pilot Aka
dto.

Musik muß schon sehr viel Verführungskunst aufbringen, damit sich vor Erregung die Nackenhaare aufstellen. Diese Platte hat Momente von Groove und Melodie, die zum Zerreißen schön sind. Enttäuschend vielleicht, daß die Momente nur kurz sind, doch möglicherweise muß das Schöne hier kurz sein, um als etwas Besonderes aufzufallen. Neben wunderbar klaren Passagen, in denen Jazz so zeitgemäß und cool auf den Punkt gebracht wird wie schon lange nicht mehr, gibt es auf dieser viel zu kurzen CD leider auch einiges an Füllmaterial. Blöde, computermanipulierte Stimmen, die eine Referenz an Kraftwerk sein könnten, und rhythmusfreies, leider uninspiriertes Gewaber unterbricht die eigentlich hervorragenden Nummern, die den alten, eher peinlichen Begriff Fusion mit ganz neuem Leben füllen. Wie diese Sounds zustande kamen? Future Pilot AKA loopte Aufnahmen des Bill Wells Octet, das wiederum über seine Loops spielte. Vom Miles Davis der Siebziger inspiriert, wird Jazz hier ganz entspannt und psychedelisch aufgefrischt. Aber was heißt aufgefrischt? Jazz-Gegnern und Ignoranten aller Art könnte über diese Platte der Zugang zu der Erkenntnis eröffnet werden, daß Jazz zu keiner Zeit alt und öde gewesen ist, sondern daß es immer nur darauf ankommt, was man aus ihm macht.