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    Tchi
    Stehen Stolpern

    VÖ: 06.06.2006 | Label: Siluh Records / Broken Silence
    Text: wolfgang kienast
    9 / 12

    Fern der Zentren über Jahre in Ruhe gereift. Unverbraucht. Ein seltener Glücksfall in der deutschen Indielandschaft.

    Wäre es im späten 17. Jahrhundert nach den Plänen Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel gegangen, sein kleines Herzogtum hätte Berlin und Hamburg überstrahlt. Aber es kam, wie es kam, und noch heute wird in B und HH (pop)kulturell definiert. Braunschweig ist Provinz. Jan Reichelt, Eike-Christian Heine und Dennis Frank haben sich damit arrangiert und nicht nur das Beste daraus gemacht, sondern wirklich etwas Gutes. Zehn Jahre Tchi, und man hört „Stehen stolpern“ an, wie sie mit der Zeit gewachsen sind. Man hört grundlegende Einflüsse von Brüllen oder der Kolossalen Jugend, hört Tocotronic, Tomte und Kettcar, doch immer auch das Eigene. Gitarre, Bass und Schlagzeug liefern ein reduziertes, flott und präzise gespieltes, Indie-typisches Fundament und lassen Jan Reichelts Stimme ausreichend Raum für die Texte. Die können in der oberen Liga deutschsprachiger Formulierungen locker mithalten, sind Zustandsbeschreibungen, die dem „das wird schon“ näher sind als dem „geht gar nicht mehr“, weisen Weinerlichkeit ebenso von sich wie naiv lärmende Frohnatur. Manche Band hat sich nach weniger als zehn Jahren verbraucht. Wenn in der Provinz die Uhren anders ticken, muss das nicht unbedingt von Nachteil sein.