Suzan Köcher's Suprafon
In These Dying Times
Das Erstaunlichste an Suzan Köcher’s Suprafon ist die Fähigkeit, innerhalb eines vorgegebenen Rahmens stilistische Grenzen einfach zu ignorieren. “In These Dying Times” ist ein Album, das zunächst von seiner übermächtigen dreampoppig-psychedelischen Atmosphäre lebt. Aber beim genauen Hinhören werden die Songs und Melodien offengelegt, die sich unter der verhallten Produktion verstecken – und die Ausschläge in andere Genres und Bereiche.
Da wird ein Stück 60s-Pop schonmal mit Synthesizer-Melodien wie bei den frühen The Cure versehen. Das neunminütige “Desert Air Motel”, das dramaturgisch geschickt an den Schluss des Albums gesetzt ist, pendelt lässig zwischen Wüstenrock und Americana, inklusive Twang-Gitarre, Trompetensolo und Ennio-Morricone-Vibes. Sängerin Suzan Köcher singt mit dunkler, aber nicht zu dunkler Stimme, während die exzellente Band weiß, wann es geboten ist, Understatement an den Tag zu legen.
Wie der Albumtitel andeutet, beschäftigen sich die Songs mit unseren politisch schwierigen Zeiten, in denen gesellschaftliche Spaltung, Hass und Krieg ein Gefühl der Hilflosigkeit hinterlassen. “In These Dying Times” ist keine Songsammlung, sondern ein Album-Album, das am Stück gehört werden will. Selbst schwächere Songs wie das poppige “Living In A Bad Place” fallen nicht durchs Raster, weil sie immer noch durch ihre atmosphärische Dichte glänzen.
Das steckt drin: Giant Sand, Tess Parks, Suzanne Vega