Striving Vines
Can't Win Them All
Text: Christian Wiensgol
Alternative- und Punkrock?! Das hört in Dänemark kein Mensch mehr, wunderten sich Dúné bei einem frühen Deutschlandbesuch über das, was man ihnen in den Discos vorspielte. Dass windschiefer und röhrenenger Indie das neue Ding ist, wollten sie dann mit ihren eigenen Shows unter Beweis stellen. Aber auch in Skandinavien ist nicht alles gleich Modellattitüde. Mit Musikszenen, die zu Modetrends werden, haben Striving Vines wenig am Hut. Doch sie sind nicht nur unhipper (und besser) als Dúné, sondern auch unglamouröser als The Killers, erwachsener als Scouting For Girls und weniger nerdig als die Cold War Kids. Was ihr Debüt dennoch zu einem guten Album macht, verrät der Albumtitel. Cant Win Them All will nicht der nächste Hype sein. Hier wird eh nicht gewollt, sondern gekonnt. Wie das schöne und schön schlichte Albumcover verzichten auch die zehn Songs auf Effekthascherei und sind trotzdem wie gemacht fürs Radio – und nebenbei besser als alles, was etwa Sunrise Avenue jemals zustande bringen werden. Schon in der eröffnenden Single Too Much Wine trägt die Stimme von Jonas Miller die Band von ganz allein, nur um im nächsten Moment mit ihr um die Wette zu laufen und sich letztendlich in schwindelerregende Höhen davonzumachen. Doch das Duell zwischen euphorisch aufspielender Band und Millers herausragender Stimme bleibt ein Rennen auf Augenhöhe. Und vor allem bleibt es ein Rennen. Striving Vines schmusen sich nicht ins Ziel des makellosen Indiepop, sondern stolpern schnellen und stilvollen Schrittes – ganz unmodellmäßig.