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    Straylight Run
    dto.

    VÖ: 29.11.2004 | Label: Victory/Soulfood
    Text: Daniel Gerhardt

    Der letzte Schrei blieb im Hals stecken. Und der abtrünnige Taking-Back-Sunday-Flügel hat deshalb ein weich gekochtes, weinerliches, wunderbares Pop-Album gemacht.

    Manch einer war noch gar nicht fertig damit, das zu würdigen, was Taking Back Sunday vor zwei Jahren auf die Beine gestellt hatten, da schien die Band auch schon wieder in Scherben zu liegen. Sänger/Gitarrist John Nolan und Bassist Shaun Cooper war nach einer Platte voll hochgradig mitreißendem Screamo-Allerlei klar geworden, dass eben dieses so gar nicht ihr Fall sei. Und folglich begingen die beiden fröhlichen Karriere-Selbstmord, verließen die Band und widmeten sich ihren eigenen, gänzlich anderen Musik-Vorstellungen. Am Ende dieser Geschichte stehen nun Straylight Run, ergänzt durch den alten Teenage-Kumpel Will Noon am Schlagzeug und Johns Schwester Michelle als Pianistin und Zweitstimme. Schon diese geschwisterliche Zusammensetzung zeigt: Straylight Run sind eine Herzensangelegenheit. Und im dramatischen, weit ausholenden, offenkundig verschnulzten Klavier-Pop der Band findet diese Einschätzung ihre Entsprechung. Manchmal, wenn der Gefühlsdusel mit den vieren durchgeht, mag das den Stadion-Platzwarten von Bon Jovi oder Train näher stehen, als es vernünftige Musik tun sollte. Meist und vor allem mit seinem himmelhohen Einstieg bleibt das Album aber doch auf der sicheren Seite der Popmusik. „The Perfect Ending“ zeigt die Richtung der folgenden 50 Minuten auf, ist Luftanhalten zum engelsgleichen Glockenspiel. „The Tension And The Terror“ lamentiert auf Augenhöhe mit dem Taking-Back-Sunday-Debüt. Und „Existentialism On Prom Night“ ist Leiden und Erlösung, Sterben und Auferstehen im 16:9-Format. Dass in der Folgezeit auch Schönheitsfehler passieren und etwa das deplatzierte „Tool Sheds And Hot Tubs“ von einem stumpfen Disco-Schlagzeug einmal quer über die nächstbeste Tanzfläche gescheucht wird, lässt sich da natürlich leicht verschmerzen. Und wenn die Platte dann mit den königlichen „bababa“-Chören der großen Abschieds-Elegie „Sympathy For The Martyr“ ihr versöhnliches Ende nimmt, steht es ohnehin fest: Man hat sich ganz furchtbar hoffnungslos in sie verliebt.