Schon beim Opener “Funeral” ist klar, wer bei dieser Band im Mittelpunkt steht: Sänger Emilio Mendez, der im Booklet selbstbewusst dem lieben Gott für sein Talent dankt, ist immer gut zu hören. Das ist zunächst gar nicht mal so verkehrt, denn der junge Mann verfügt über eine schöne melodische Stimme, die unangenehm an Scott Stapp erinnernde Pathos-Überdosis und die manchmal etwas abgeschmackte textliche Gestaltung der Songs (“feel my breath and take my hand” aus “Liberation”) versauen allerdings den guten ersten Eindruck. So ist es im Prinzip bei allen Songs auf “Memory Box”: Man hört immer wieder interessante Ideen, nette Melodien und vor allem eine tighte Band, die allerdings ohne Ecken, Kanten und ohne eine eigene musikalische Identität vor sich hinrockt. Nervige Klischees wie die fast schon ekelige Akustikgitarre bei “Any Shade Of Color” oder die kitschigen Keyboard-Streicher beim Titelsong zerstören immer wieder die guten Ansätze, und viele Akkordfolgen und Arrangements sind einfach zu vorhersehbar, um den Hörer wirklich packen zu können. Fazit: Ein ambitionierter und durchaus talentierter Newcomer, der auf dem nächsten Album vielleicht eine deutsche Alternative zu oben genannten Größen aus Amerika werden könnte – momentan ist er es aber definitiv noch nicht.