Ludovic Navarre, besser bekannt als St. Germain, kombiniert seine privaten Obsessionen – Jazz und Blues der 50er und 60er Jahre – erneut kongenial mit House und Dub.
Anfang der Neunzigerjahre stand er mit dieser Stilverquickung in Frankreich noch ziemlich allein, in England und den USA war man hingegen dankbar und bescherte dem scheuen Franzosen 1995 den Durchbruch mit seinem umjubelten Album Boulevard. Tourist, das neue Werk, swingt und pumpt, was das Zeug hält. Die erste Single Rose Rouge fesselt einen sofort – treibende Percussions, hektische Klavierlinien, Trompeten und Saxophon, in die sich das I want you to get together-Sample der Soul-Jazz-Lady Marlena Shaw gekonnt einbettet. Irgendwann schleicht sich unmerklich die elektronische Bassdrum ein, die dem nach dem ersten Nachkriegs-Jazzclub in Paris benannten Stück erst die richtige Würze gibt. Mit Montego Bay Spleen führt uns St. Germain dann in die Tiefen des Dub, nicht ohne Gitarren und Klavier genug Platz zu lassen. So Flute erklärt sich fast von selbst und ist genau so housig wie Latin Note. What Do You Think About… heißt das letzte Stück. Ja, was denkt man nun, nachdem man 60 Minuten lang Tourist gehört hat? Ab ins Auto, Verdeck auf und der Sonne entgegen. Mehr davon.