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    Spiritual Cramp
    Spiritual Cramp

    VÖ: 03.11.2023 | Label: Blue Grape
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 370
    Schönheit
    Spiritual Cramp - Spiritual Cramp

    Spiritual Cramp sind eine weitere dieser Bands, die momentan zeigen, wie weit man den Begriff Hardcore/Punk fassen kann – und wie frisch es klingt, wenn sich ambitionierte Musikfans am Erbe ihrer Helden abarbeiten.

    Bei Spiritual Cramp ist das vor allem der Punk der britischen Inseln. Dass die sechsköpfige Band aus San Francisco stammt, ist ihr jedenfalls nicht auf die Stirn tätowiert. Seit sechs Jahren veröffentlichen Spiritual Cramp. Ihre Debüt-EP „Mass Hysteria“ präsentiert die Band 2017 zwischen allen Stühlen: Streetpunk, Reggae, Garage Rock. Die zweite EP „Police State“ weitet die Sache aus, mit Elementen von Hardcore über Ska bis Dub. Auf der Compilation „Television“ sammeln sie 2018 alle bis dahin veröffentlichten Songs, covern noch die Sex Pistols und Billy Bragg. Eine weitere EP folgt 2021 – und nun liegt das Debütalbum vor.

    Es trägt keinen Titel, das Cover ist eher abweisend als griffig und die zehn Songs sind schneller durchgelaufen, als einem lieb sein kann. Eben, weil sie so angenehm kurzweilig sind. Weil sie sich in so viele Richtungen gleichzeitig strecken. Weil man es nicht recht fassen kann. Da steckt ebenso viel rotziger Punk drin wie – nun ja – Pop. Denn mögen Spiritual Cramp live noch so steil gehen, haben sie sich längst als nette Typen zu erkennen gegeben. „Sich wie Arschlöcher mit großer Klappe zu benehmen“, sagen sie, „§sollte eigentlich nur unsere eigene Unsicherheit kaschieren und dafür sorgen, dass man uns Aufmerksamkeit schenkt.“

    Sänger Michael Bingham hat sich schon Polizeibrutalität gewidmet und dem sozialen Verfall. Auf dem Album wirft er immer wieder den Blick nach innen. Im positiven „Herberts On Holiday“ singt er davon, wo er wohl wäre, wenn er nicht seine Frau getroffen hätte. Es ist ein herzerwärmendes Liebeslied, das die Band von ihrer luftigen Seite zeigt. Darüber hinaus hat „Spiritual Cramp“ allerhand mehr zu bieten. „Blowback“ beginnt und endet mit dubbigem In- und Outro. Dazwischen gibt es punkigen Garage Rock mit der Frage: „Which side are you on?“ Ab jetzt eindeutig auf der von Spiritual Cramp.

    Die klingen in „Slick Rick“, „Better Off This Way“ und „Can I Borrow Your Lighter?“ überraschend deutlich nach dem Party-Garage-Rock der Hives. In „Talking On The Internet“ legt Bingham eine Extraportion Schmelz in seine Stimme, das Stück selbst erinnert an die besten Momente des 00er-Jahre-Dancefloor-Indie. „City On Fire“ flirtet mit Ska und „Clashing At The Party“ verrät bereits im Titel, wer hier Pate gestanden hat. Abschließend zeigt sich Bingham genervt vom „Addict“. Nur: Dieser Mix, diese Band, diese Platte fixt einen ebenso leicht an wie Walter Whites Crystal Meth.

    Das steckt drin: The Clash, Culture Abuse, The Hives