Es geht solange gut, bis die Balance nicht kippt. Mit Incubus und Dredg sind über die letzten Jahre gleich zwei Heroen der VISIONS-Welt bei dem Versuch gescheitert, den immer schon unterschwelligen Pop-Elementen in ihrer Musik mehr Raum zu geben – was sich am Ende in einem Übermaß an Schwülstigkeit und einem Defizit an Kante und Komplexität äußerte. Die Bands, die „Morning View“ und „El Cielo“ aufgenommen haben, werden wir voraussichtlich nicht mehr zurückbekomme. Müssen wir auch nicht, solange stille Erben wie Sonic Avalanche die gleichen Werte hochhalten. Im Gründungsjahr 2008 veröffentlichten die vier Karlsruher eine EP, ein Album gab es seither auch, mit „Emily, It’s Future!“ steht jetzt ein weiteres Kleinformat an. Über vier Songs geben Sonic Avalanche darauf eine engagierte Standortbestimmung für 2014 ab. Das ist hakenschlagender Alternative Rock mit progressivem Grundanspruch, aber ohne Hemmung vor großen Melodien. Besonders gut gelingt das in „Science For Fiction“: pumpender Bass, zackiger Beat, eine Stimme von Dringlichkeit bis Pathos, garniert von verspielten Gitarren zwischen Minus The Bear und frühen Biffy Clyro. Das Beste aber ist das Understatement, das aus all dem spricht: Sonic Avalanche kleistern nicht alles zu mit ihren Fingerfertigkeiten. Weil gerade bei der Art von Musik die goldene Weniger-ist-mehr-Regel greift.
[Alternative Rock | Progrock]
Für Fans von:
Biffy Clyro – „Infinity Land“
Dredg – „El Cielo“