
Wenn Soft Plays Laurie Vincent sagt, dass die sechs neuen Songs die „Bastarde“ der ursprünglichen Platte seien, dann sind ihre Erzeuger mutmaßlich Idles und Bob Vylan. Wobei beim namensgebenden “Heavy Jelly“ in den ersten, folkdurchtränkten Sekunden durchaus der Verdacht aufkommt, man wäre falsch abgebogen und bei Landsmann Frank Turner gelandet. “When the Jelly gets heavy/ Hold steady my friend/ Good times are coming/ Around again“, singt Isaac Holman ungewohnt klar. Und man glaubt ihm nach der herausfordernden Zeit, die er und Bandkollege Vincent hinter sich haben und die beinahe zur Trennung von Soft Play geführt hätte, jedes Wort.
Wenn sie sich in der Ode an den Mittelfinger “Flip Em The Bird“ aus der Sicht eines Autofahrers über ignorante Tesla-Besitzer und Smartphone-Junkies an Zebrastreifen echauffieren oder in “Chairman Of The Council“ die Kleingeistigkeit des Spießertums humorvoll und nachvollziehbar aufs Korn nehmen und mit jazziger Saxofon-Melodie unterstreichen, dann reiht sich die kluge und reißerische Gesellschaftskritik nahtlos in bereits veröffentlichte Songs wie “Act Violently“ oder “Punk is Dead“ ein.
Gast Kate Nash liefert auf der Single “Slushy“ den Gegenpart für das, was man in England wohl euphemistisch als “Banter“ beschreiben würde: Garage-Punk küsst toxische Beziehung, inklusive bissiger Kommentare und grandios exerziertem Punk-Rhythmus-Einmaleins. Der Komparativ ist hier die richtige Wahl, für den Superlativ reicht es noch nicht, aber eine Steigerung ist “Heavier Jelly“ allemal.
Das steckt drin: Kate Nash, Idles, Bob Vylan
weitere Platten
Heavy Jelly
VÖ: 19.07.2024
Acts Of Fear And Love (als Slaves)
VÖ: 17.08.2018
Take Control (als Slaves)
VÖ: 30.09.2016
Are You Satisfied? (als Slaves)
VÖ: 29.05.2015