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    Sigur Rós
    Átta

    VÖ: 16.06.2023 | Label: BMG
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 364
    9 / 12
    Sigur Rós - Átta

    Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach ihrem bislang letzten Album veröffentlichen Sigur Rós ein neues: „Átta“ klingt introvertiert, orchestral und ungewöhnlich schön.

    Das kurzfristig angekündigte Album markiert die Wiedervereinigung mit Keyboarder Kjartan Sveinsson, der seit 2022 – zehn Jahre nach seinem Ausstieg – wieder zur Band gehört. Sigur Rós bestanden zuvor nur noch aus den beiden Gründungsmitgliedern, Sänger und Gitarrist Jónsi sowie Bassist Georg Hólm. Schlagzeuger Orri Páll Dýrason war 2018 ausgeschieden, nachdem er öffentlich eines sexuellen Übergriffs beschuldigt worden war.

    Sigur Rós haben die Not auf „Átta“ offenbar zur Tugend gemacht: Die zehn Songs kommen komplett ohne Schlagzeug aus – und fast ohne Gitarren. Bis in „Klettur“ ein erster hallender und stampfender Beat ertönt, sind bereits drei Songs und rund 16 Minuten vergangen. Es bleibt einer der wenigen auf diesem Orchester- und insbesondere Streicher-lastigen Album, das laut Sveinsson unter dem Motto gestanden habe, etwas Schönes aufnehmen zu wollen – gerade nach dem düsteren, teils krachigen „Kveikur„.

    An das Video zur ersten Single „Blóðberg“ hatte das Trio dabei wohl noch nicht gedacht: Der Song mäandert über sieben Minuten lang um leicht auf und ab ebbende Streicher (gespielt vom London Contemporary Orchestra), die Jónsis raumfüllende Stimme wunderbar untermalen. Mit der richtigen Vorstellungskraft entfaltet sich so ein positiver Song, im zugehörigen Video aber erlebt man eine langsame Kamerafahrt über eine computergenerierte rot-braune und abgestorbene Landschaft. Vereinzelt liegen tote Wesen herum, am Ende stapeln sich die Leichen.

    Hippiesken Pop-Postrock wie auf dem Album „Með Suð…“ oder laute Ausbrüche wie auf anderen Sigur-Rós-Alben bekommt man auch in den anderen neun „Átta“-Songs nicht zu hören. Trotzdem entwickelt das achte Album der Isländer eine organischere Dynamik als das Ambient-lastige „Valtari“ (2012). Die stets präsenten, sich leicht aufbäumenden Streicher- und Bläser-Sektionen erzeugen gepaart mit den Keyboards und Jónsis einzigartiger Stimme einen Vibe, der an das „( )„-Album erinnert. „Andrá“ klingt mit sprudelnden Keyboards und der einzigen Akustikgitarre des Albums besonders hell und positiv. „Gold“, das die Band bereits live gespielt hat, wandelt zu einem sanften Beat durch glänzende Landschaften.

    Man kann in den rund 56 Minuten des Albums schon mal verzweifeln, dass es bei den vielen Andeutungen nie zu einem Ausbruch kommt, dennoch ist die musikalische Schönheit, die Sigur Rós hier produzieren, einzig- und großartig. Ab dem 1. September kann man das auch auf Vinyl erleben.

    Das steckt drin: The Album Leaf, Labradford, Mono

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    Odin's Raven Magic

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