Wer wissen will, welches Jahr wir schreiben, fragt besser nicht die Selby Tigers. Sonst erzählen die womöglich was von russischen Truppen in Afghanistan und boykottierten Olympiaden in Moskau.
Die Selby Tigers aus dem Twin City-Stiefkind St. Paul sind wohl der Alptraum eines jeden Musikjournalisten. Die antworten auf nervige Fragen bestimmt nur mit einem gelangweilten Schulterzucken. Ach, es gab in den letzten zwanzig Jahren neue Errungenschaften in Sachen Studiotechnik? Uns doch egal. Wir können nicht singen? Stimmt, dafür dürfen aber auch alle vier von uns mal ran. Unsere Songs klingen altbacken? Wir sind altbacken, Mann! Dann erzählen sie etwas vom US-Punk Ende der Siebziger, wie cool Wave und Rock Anfang der Achtziger war, und lassen noch lässig ein paar Bandnamen von damals fallen, die heute garantiert keiner mehr kennt. Die Runaways? Klar, sagt Gitarristin und Teilzeit-Stimme Arzu D2 (cooler Name auch…), die mögen wir – auch wenn die manchmal etwas glatt poliert waren. Drei Handclaps und zig Ramones-Riffs später die Verabschiedung: Ihre Motivation jenseits vom to have fun-Credo konnten sie nicht wirklich schlüssig erläutern, nett waren sie letzten Endes aber schon. Der Plattentitel passt also durchaus, denn die Selby Tigers haben in der Tat Charme. Viel mehr aber leider nicht.