Sei Still kommen aus Mexico City, machten auf ihrem nach der Band benannten Debüt eigentlich an Neu!-orientierten Krautrock, sind aber extra nach Berlin gezogen, um sich nun britischem Post-Punk der düster-wavigen Sorte zu widmen. Das gelingt den fünf Exil-Mexikanern sehr gut. Schon der Opener “Extraradio” klingt so, als würde Peter Hook persönlich Bassist Anders Lupone auf die Finger schauen, wie er die melodischen Basslines durch den Song drückt. Zusammen mit den ätherischen Synthies führt das allerdings dazu, dass man in Songs wie “Me Persigue” das Gefühl bekommt, sie könnten sich jeden Moment in The Cures “A Forest” oder Joy Divisions “Disorder” verwandeln. Aber wenn man den Mexikanern deswegen vorwerfen will, sie würden nur traditionsbewusst imitieren, berufen sie sich ganz frech auf ihre eigene Vergangenheit und holen hypnotische Kraut-Motorik und Psychedelic in den Mix. Damit sich keiner in den ewigen Disco-Grooves von “Las Puertas Del La Noche” verliert, keift und bellt der wortkarge Sänger Lucas Martín, wenn ihm danach ist. Während sich also die junge Post-Punk-Bewegung an der Wucht der Idles orientiert, huschen Sei Still klammheimlich durch eine Nische vorbei und glänzen mit wenig beachteten Wave-Elementen sowie dem unüblichen Sprechgesang in ihrer Muttersprache
weitere Platten
Sei still
VÖ: 10.04.2020