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    Sea Wolf
    White Water, White Bloom

    VÖ: 12.11.2010 | Label: Devilduck/Indigo
    Text: Hauke Hackstein
    Sea Wolf - White Water, White Bloom

    Melodiesüchtige Songs zwischen Folk und Indie, Arcade Fire und Manchester Orchestra. Herrlich unverkopft und einnehmend zugleich. Das Brückenbauen zwischen emotionaler Dringlichkeit und dem geraden Popsong wird einfach nicht langweilig.

    Und das ist es doch, was diese Bands antreibt. Arcade Fire oder auch die Decemberists. Deshalb klingen die Songs von ersteren manchmal so nach Springsteen, weil jeden, der sich mit Popmusik auseinandersetzt, faszinieren muss, welchen Zug der Boss schon in verhältnismäßig schlichten Songs untergebracht hat. Und wer mal ein Stück der Decemberists auf einer Gitarre nachgespielt hat, wird sicher geschmunzelt haben, was Colin Meloy für Akkordfolgen in Liedern unterbringt, mit denen sich andere Leute nicht mal mehr ans Lagerfeuer setzen würden, so ausgelutscht scheinen sie. Sea Wolf sind als Band, die man in diesem Atemzug noch nennen sollte, übrigens nicht neu. „White Water, White Bloom“ ist bereits ihr zweites Album, nach „Leaves In The River“, das vor drei Jahren in Deutschland kaum jemand wahrnahm. Und wo wir gerade so schön beim Namedropping sind: produziert wurde es von Mike Mogis, dem ewigen Sidekick und Produzentengehirn hinter Conor Oberst und Bright Eyes, die man auch gut als Referenz hinzuziehen kann. Alex Brown Church, Gehirn und Songwriter von Sea Wolf, wollte das zweite Album seiner Band klingen lassen wie das einer richtigen Band. Auf „Leaves In The River“ hatte er noch meist alleine dagestanden mit seiner Gitarre und den Mond angeheult, nun sind seine Songs ausstaffiert und dekoriert wie die Garderoben des FZW beim My Chemical Romance-Konzert. Sanft schiebende Drums, manchmal sogar forsches, lautes Piano, Streicher, ein brummendes Cello und Churchs einnehmende Stimme schaffen ein Klangkostüm, das beileibe nicht neu ist, und dennoch genügend Alleinstellungsmerkmale aufweist, damit man es unter hunderten erkennen kann. Das allein will ja erst einmal geschafft sein, doch da hören die Errungenschaften von Sea Wolf noch nicht auf. Denn „White Water, White Bloom“ hält Songs bereit, die bewegen. Die durchrütteln, in den Beinen ziehen, in den Bauch treten, zugleich aber schon nach einem aufmerksamen Durchgang ungemein vertraut wirken, wie eine Schulter zum Anlehnen. Und dabei passiert meist gar nicht viel: Ein gerader, durchaus radiotauglicher Unterbau aus Rhythmus und Melodie trifft auf pointiert emotionale Texte und auf ein Arrangement, das zwar Haken schlagen kann, es aber niemals tut, nur um sich danach wie ein geiler Rocktyp zu fühlen. Nach diesem Album, das auch nach dem zigsten Durchgang nicht langweilig wird, könnte Church damit langsam anfangen. Das Beste ist: er wird es trotzdem nicht tun.

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