Sam Fender
People Watching

Dafür fährt Fender auf seinem dritten Album die großen Geschosse auf: allgegenwärtige stadionreife Refrains, auf “Little Bit Closer” geben Streicher dem Song die nötige Dramatik, ein Saxofonsolo verpasst “Rein Me In” das gewisse Etwas, für “Arms Lengths” werden das Fender Rhodes und die Mundharmonika herausgekramt, und der Sound mit ordentlich Americana-Einflüssen verbunden.
Das klingt als Gesamtwerk nach ausgefahrenen, endlosen Straßen und Sommer, nach Hoffnung und Freiheit, bis man einen Blick auf die Texte wirft: Da besingt Fender im Titelsong seine verstorbene Mentorin Annie Orwin oder behandelt seine schwierige Jugend in “Arm’s Length”. Immerhin einen musikalischen Ausbruch in Richtung experimenteller Indierock mit Sprechgesang gibt es mit dem epischen “TV Dinner”, das in seiner Dramatik so mitzieht, dass es am liebsten nie enden dürfte.
In seiner Heimat verkauft Fender mittlerweile problemlos Stadien aus, auch an Tickets im Rest Europas zu kommen, wird immer schwieriger. Denn langsam kommt auch bei der Allgemeinheit an: Fender bietet die Schnittstelle für alle, die zu jung sind, um Bruce Springsteen anzuhimmeln und sich mit der US-Lebensweise nicht identifizieren wollen, aber dennoch ihre Sehnsucht nach melancholischen Hymnen auf das Leben stillen wollen.
Das steckt drin: Inhaler, Nothing But Thieves, Bruce Springsteen
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