Russian Girlfriends
In The Parlance Of Our Time

Wo der knackige Opener Coke noch in ungezähmter Hardcore-Manier die Gehörgänge frei pustet, setzen die folgenden Songs wieder auf die erfrischenden Melodien, die schon das Debüt „All Around“ ausgezeichnet hatten. Rasante Rhythmusverschiebungen, kreisende Gitarren und mitreißende Refrains bilden das Fundament, auf dem Russian Girlfriends wahlweise Stoner-Rock-Riffs („Pride Parade“), punkige Oh-Oh-Chöre („Antidote“) oder brachiales Schreien („LBC“) schichten. Mit diesem variationsreichen Sound setzt die Band aus Albuquerque, New Mexico ihre bissig vorgetragenen Themen vom Tod des eigenen Hundes über den Klimawandel und Homophobie bis zu ihrer Working-Class-Zugehörigkeit unterhaltsam in Szene. Über allem thront das kratzig-hohe Timbre von Frontmann Adam Hooks, das einen weiten Referenzbogen von Letlivess Jason Butler und seinem wildem Post-Hardcore zu den elegischen Pop-Momenten spannt, die Claudio Sanchez zuletzt mit Coheed And Cambria komponierte. Trotz dieser vielseitigen Akzente kratzt der Großteil der zwölf Songs nicht an der Drei-Minuten-Marke, was zur ohnehin schon mitreißenden Dynamik des Albums beiträgt. Erst für den Closer „Babylon“ schwingt sich „In The Parlance Of Our Times“ dann mit luftigen Chören knapp fünf Minuten lang in melancholische Höhen, die Meilen vom Krach des Openers entfernt sind. Ein hingebungsvolleres Plädoyer für friedliche Koexistenz als das der Russian Girlfriends gab es im Garage-Punk schon lange nicht mehr zu hören.