Ausgerechnet Jon Spencers Schlagzeug-Griesgram Russell Simins tritt mit seinem ersten Solowerk so dermaßen gutgelaunt die Tür ein, dass man vor Freude jauchzen möchte.
Herausgekommen ist – nach Simins schrägem Kultprojekt Butter 08 kaum zu erwarten – ein äußerst kurzweiliges, zeitgemäß arrangiertes Pop-Sammelsurium. Was vom Fleck weg begeistert, ist die alles mitreißende, fluffige Lockerheit, mit der hier munter drauflos musiziert wird. Egal, was du auch gerade tust – diese Platte macht einen Höllenspaß! In gewisser Hinsicht könnte man Public Places als eine jener typischen So, Leute, ich mach jetzt mal alles, was ich will-Scheiben beschreiben: Einer verschanzt sich mit ein paar Kumpels (u.a. Skeleton Key Rick Lee, Vivian Trimble und Beasty Boy Mike D) im Kämmerchen, schmeißt Amps und Sampler an, und pfeift auf behindernde Genre-Einschränkungen oder Reinheitsgebote. Folgt kompromisslos seinen Gefühlen und Stimmungen. Dem Diktat des Moments. So findet sich denn ein angeschrägt-cooler Funk-Groover wie Dont You Believe (mit HipHop-Ikone Pete Rock an den Tables!) direkt neben dem straight forward rockenden Titelsong oder einem Trash-Anschlag wie World Over wieder, ohne dass sich die Kombattanten im Mindesten vor den Bug schießen. Eine große WG, und alle haben sich lieb, wenn sie sich des Abends zum Essen treffen. Die Highlights der Speisekarte? Da wäre etwa die genialisch-chaotische, Zerrbass-lastige Collage Im Not A Model als mutige erste Auskopplung. Der hittige Kracher Feel That Emotion. Das mit Sounds prallgefüllte HipHop-Experiment Scope. Oder aber der luzide Breitwand-Pop von Comfortable Place, der im besten Sinne an Everlast erinnert. Kein Wunder auch, hat Simins doch mit Producer Jamey Staub ein Mann unter die Arme gegriffen, der bewies, wie man Vielfalt buchstabiert, ohne je ins Beliebige, Attitüdenhafte abzudriften. Das perfekte Gegenmittel für Post-Neujahrs-Depression, Badputz-Allergie und Schmuddelwetter.