Wer sich 2009 wunderte, wo auf Röyksopps Vorgängerwerk die signifikanten Untiefen geblieben waren, die ihrer kompositorisch anspruchsvollen Elektronikmusik erst echte Dynamik verliehen, erhält jetzt die Antwort: Mit dem differenziert ausstaffierten “Senior” wird der “Junior” erst komplett, findet sich darauf doch mehr Subtiles und futuristische Mystik als auf allen bisherigen Röyksopp-Alben zusammen. Beide Platten seien parallel entstanden, heißt es – somit haben die norwegischen Klangtüftler ihre definierenden Merkmale diesmal nur getrennt voneinander ausgearbeitet. Wo “Junior” den leichtfüßigen Flirt mit Pop, Verdichtung und kompakten Songs vollzog, ist Senior der betont abstrakt operierende Gegenpol. Tatsächlich wurden bislang nur selten typische Verhaltensmuster eines Seniors – also Dinge wie Introspektive, Lebensweisheit, Nachsicht, die weise Ruhe des Alters – derart nachvollziehbar in elektronische Klangwelten überführt. Dabei wirkt “Senior”, noch so ein wunderbar altbackenes, völlig überholt scheinendes Konzept, erst in seiner Gänze, ist es doch ein Konzeptalbum alter Prägung, bei dem alle Songs miteinander verzahnt sind. Doch auch abseits des konzeptionellen Überbaus sind diese neun Tracks spannende, bezugsoffene und freigeistige Elektronikmusik, die die Gedanken fliegen lässt. Das ist bereits weit mehr, als ein Großteil der elektronischen Funktionsmusik sonst leisten kann. Mit “Senior” beweisen Röyksopp somit erneut, dass sie ein kleines Stückchen weiter denken als die meisten Genrekollegen.
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