Ritual King
The Infinite Mirror
Text: Jannis Roberts | Erschienen in: VISIONS Nr. 370
Der Jason Shi-artige Gesang von Jordan Leppitt führt im Opener “Flow State” in die Irre. Mit knackigen Vier-Minuten-Songs will dieses Trio aus Manchester nichts zu tun haben. Das war auf dem zugänglicheren, nach der Band benannten Debüt 2020 anders. Statt mit ABABC-Rezepten des klassischen Songwriting zu kochen, schwimmen die Briten nun in bis zu zwölfminütigen Heavy-Psych-Ausflügen weit aufs Meer der Möglichkeiten hinaus.
Dort vergisst man irgendwann, dass Ritual King mit ihren zweistimmigen, schwärmerischen Gesangslinien überhaupt einen Sänger haben. Die breiigen Fuzz-Gitarren in “Worlds Divide” fangen fehlende Melodien auf “The Infinite Mirror” kaum auf. Kyuss haben in einer vergleichbaren Phase ihrer Existenz immerhin das eine oder andere Lead oder Schlagzeug-Break springen lassen. Ritual King mischen stattdessen nur die Snare von Gareth Hodges unangenehm piekend in den Vordergrund und übertünchen damit die wenigen guten Ansätze einer Band, die mit Dynamik und Sounds zu spielen weiß.
Doppelte Leads am Ende des in weiten Teilen zu lang geratenen Jams “Tethered” beweisen, dass The Ritual King auf den Freak Valleys dieser Welt grundsätzlich nicht falsch untergebracht sind. Aber ein drittes Album mit so viel ziellosem Freispiel hält keiner aus.
Das steckt drin: ASG, Nebula, Weedpecker
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Ritual King
VÖ: 21.02.2020