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    Replicants
    Replicants

    VÖ: 05.02.1996 | Label: Zoo/BMG
    11 / 12
    Replicants - Replicants

    Vier-Ohren-Test

    „Platten, die aus reinen Cover-Versionen bestehen, zeugen von Ideenlosigkeit, und gehören somit verboten, denn was ist schon besser als das Original?“, so meine allgemeine Haltung zu Veröffentlichungen wie dieser. Daß man sich diesbezüglich fies vertun kann, zeigt das Debut der Replicants. Die drei Musiker um ex-Tool-Gitarrist Paul D’Amour haben sich redliche Mühe gegeben, den größtenteils älteren Songs Produktions- und Arrangement-technisch ein 90er Jahre-Gesicht einzuhauchen. Die Adaption solcher Klassiker wie McCartneys „Silly Love Songs“, Lennons „How Do You Sleep“ oder Bowies „The Bewlay Brothers“ ist ihnen so gut gelungen, daß ich manche Cover erst nach mehrmaligem Hören erkannt habe. Sicher, wenn man, wie Kollege Siepe es getan hat, jede Nummer einzeln betrachtet, verlieren einige Songs (wie z.B. Pink Floyds „Ibiza Bar“) gegenüber dem Original. Doch als Ganzheit gesehen, bieten die elf Songs ein gehobenes Maß an Kurzweil, die Gitarren- und Sequencer-Sounds haben genau die Vielschichtigkeit und Abgehobenheit, die ich z.B. bei der zu sehr auf Hit getrimmten Garbage-Platte vermisst habe.
    11/12

    Hinter dem treffenden Namen verbergen sich Tools Paul D’Amour, Ken Andrews und Greg Edwards von Failure sowie ein Keyboarder namens Chris Pitman. Nach dem geglückten Einstieg mit „Just What I Needed“ von den Cars erwartet den Hörer die erste, siebeneinhalbminütige Zerreißprobe. Für McCartneys „Silly Love Songs“ übernahm Maynard Keenan (Tool) den Gesang und verwandelte das nette Liedchen in eine narzißtische Leidenshymne. T. Rex‚ „Life’s A Gas“ und Neil Youngs „Cinnamon Girl“ gab es schon in besseren Versionen, doch mit Lennons „How Do You Sleep“ zeigen sie, daß das Covern auch eine hochkreative Kunstform sein kann. „No Good Trying“ (Syd Barrett) und „Ibiza Bar“ (Pink Floyd) gehören ebenfalls in die Kategorie „Positive Überraschung“. Da sind sie richtig psychedelisch, was im Falle Steely Dan („Dirty Work“) nur im Ansatz gelingt. Überflüssig bis ägerlich ihre New-Wave-Huldigungen „Destination Unknown“ (Missing Persons) und „Are Friends Electric“ (Gary Numan). Bowies „Bewlay Brothers“ ging mir am weitesten daneben, aber man kann auch anders darüber denken. Cover-Alben sind eben reine Geschmackssache.
    4/12 Dirk Siepe