Musik wie ein Fanal für die Legalisierung von Prozac in Deutschland.
Wer beim Hören dieser Scheibe nicht vor Mitleid mit dem Sänger kaputt geht, hat kein Herz. Der Mann leidet schrecklich, so viel steht fest. Gut nur für seine Freunde, dass er sein Leben nicht als gefürchteter Stimmungskiller und Runterzieher verbringt, sondern sich eine Band als Plattform für das Ausbreiten seiner kaputten Gefühlswelt gewählt hat. Musik machen als Tagebuchersatz ist keine neue, aber eben auch keine schlechte Idee. In Songs eingebettet, die in ihrer schwerfälligen Trübsinnigkeit an berühmt-berüchtigte Weltschmerz-Core Bands wie Mineral oder Sunny Day Real Estate erinnern, gehen Sätze wie So I stared at your glittering eyes / with hopes for a new start auch einigermaßen okay. Und auf der Platte wimmelt es nur so von kleinen Hollywood Love-Stories – ohne Happy End natürlich. In der richtigen (miesen) Stimmung kann das einem sicher den Weg zur Rasierklinge erleichtern. Für alle, die ihr Leben als ständige Winterdepression erleben und denen Kristofer Aström zu fröhlich ist, ist Sun Youve Got Hurry bestimmt ein Muss. Für die unter euch, die sich auf den Frühling freuen – Finger weg!