Doofer Name, blödes Cover, aber großartige Musik: Reiziger zelebrieren wunderschöne Popsongs mit gehörig Noise-Appeal.
Die Belgier nun wieder: Schütteln sich erwachsen-vertrackte Popjuwelen aus dem Filzmantel-Ärmel und lassen so ganz nebenbei die Noise-Gitarre quietschen und krächzen. Anders aber als artwerwandte Artgenossen aus Antwerpen wie dEUS, Dead Man Ray oder Zita Swoon fühlt sich das Quartett aus Leuven in einem engeren Songkontext zu Hause. Will sagen: Weniger Gequietsche und mehr Melodie, weniger Experimentelles und mehr Song im Guss, weniger Disharmonie und mehr Zeit zum Entwickeln von Stimmungen. Typisch für die gewitzt musizierende Belgien-Szene ist hingegen Reizigers ausgeprägter Hang zu den so hoch geschätzten Laut-Leise-Gegensätzen, die Vorliebe zur großen Variations-Geste. Devot fließende Gitarrenpickings und fies brutzelnde Noise-Gitarren wechseln sich im Zehn-Sekunden-Takt ab, und doch gehört alles immer exakt so zusammen, wie es ist. Und mal oben drauf, mal ganz tief untergeordnet, auf jeden Fall aber immer dabei: Die Melodie. Hier in den vorsichtig gezupften Gitarrenharmonien, dort in der sich fast überschlagenden Stimme von Geert Plessers. Kurzum: Ein schönes Stückchen Musik zwischen Indie, Emo, Powerpop und Noise. Und auch wenn es schon Dutzende solcher Platten gibt: Musik wie diese wird niemals langweilig.