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    Red Tape
    Radioactivist

    VÖ: 09.02.2004 | Label: Roadrunner/Universal

    4-Ohren-Test

    Tja nun, was soll man sagen? Red Tape machen vom Ansatz her erst mal alles richtig. Beherrschen ihre Instrumente, prügeln sich ordentlich motiviert durch ihre Geschichts-bewusste Mischung aus Trash-Punk, Schrei-Hardcore und Proll’n’Roll und spielen dabei äußerst tight auf den Punkt.

    Auch Orgy-Mitglied Amir Derakh, hier mal hinter dem Produzentenstuhl, kann man eigentlich nichts Böses – er macht seine Sache recht fein, verleiht dem offiziellen Debüt von Red Tape ordentliches Arschtreten. Warum nur will der Funke dennoch nicht überspringen? Vielleicht, weil man das alles irgendwie schon mal gehört hat. Vielleicht auch, weil sie hinter ihren technischen und flitzeflink heraus gepressten Fähigkeiten kunstvoll zu verstecken suchen, dass es an wirklich zündenden Songgrundlagen fehlt – 37 voll cool auf den Punkt gespielte Breaks und Fillies machen einfach noch keinen Song. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Autor diese ungestüm vorgetragene Wut der vier Kalifornier nicht so recht teilen will. Ist das Leben denn wirklich so schlimm, dass man ständig brüllen muss und auf keinen Fall zugeben darf, dass ein guter Song auch mal eine gute Melodie oder eingängige Passage haben darf? Es tut mir leid, die Herren: Ihr bemühtes Komplexsein bereitet mir auf Dauer Kopfschmerzen. Es fehlt einfach die Überzeugungskraft, die mitreißende Musik nun einmal auszeichnen sollte. Hier wäre, wie so oft, weniger eindeutig mehr gewesen.

    Sascha Krüger 5




    Mit den ersten Breitseiten des Openers „Damage Control“ nimmt ein Gewitter seinen Lauf, wie man es seit Rage Against The Machine nicht mehr gehört hat. Mit RATM haben Red Tape allerdings weniger das Genre gemein, als vielmehr die Wut und politische Attitüde. Letzteres kommt bei Red Tape leider ein bisschen arg aufdringlich rüber. Das Klischee-Patchwork-Cover erschlägt einen förmlich mit seiner Holzhammersymbolik, die „No Future“-Parolen im „Divebomb“-Refrain sind auch nicht gerade subtil, aber substanzlos sind die Texte keineswegs. Und diese vier Jungs knallen uns ihre simplen Botschaften so erfrischend in perfektem Wechselgesang entgegen, dass es der generellen Begeisterung keinen Abbruch tut. Jeder der 14 Songs hat einen Killer-Refrain und mehr Power als viele Pantera-Sachen. „Reactor“ ist ein Rock’n’Roll-Smasher, an dem es nichts zu verbessern gibt, „High Revoltage“ ist Hardcore in Lichtgeschwindigkeit, jede kleine Millisekunde atemberaubend genau auf den Punkt. Auch „Droppin’ Bombs On Your Moms“ und „El Salvador“ sind schnelle Hardcore-Kracher, die dann ins Hymnische wechseln, ähnlich wie das fantastische „Golden“, das an die besten Momente von Beowülf erinnert. Aber auch an Suicidal Tendencies, Refused, System Of A Down und Fugazi muss man bisweilen denken. „The Waltz“ und „Social Meltdown“ dürften der Hardcore- und der Emo-Fraktion gleichermaßen gefallen. Wie sagte Herr Neumayer doch so treffend: „Die beste ‚Roadrunner‘-Platte seit Glassjaw.“ Mindestens…

    Dirk Siepe 11