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    Raz Ohara
    Realtime Voyeur

    VÖ: 01.12.1999 | Label: Kitty-Yo/EFA

    Da stolpert ein 24jähriger, völlig unbekannter Exil-Däne ins Büro eines aufstrebenden Berliner Indies, hinterlegt eine Demo-CD (die er später wieder abholen will, da es seine einzige ist!), schlurft von dannen – und den Machern des Labels fällt beim Hören zu recht schier der Kaffee aus der Hand. „Das Wunderkind, die Zukunft, der Weg, das Ziel und die Wahrheit“ – selbst wenn man davon vorsichtshalber die im Hause ‘Kitty-Yo’ obligatorische Hochstapelei subtrahiert, möchte man den Sekt rausholen und Raz Ohara zuprosten. Die Tracks seines Debüts, meist eigenhändig und in Heimarbeit produziert, feiern eine ausgelassene Surprise-Party irgendwo zwischen entspanntem Dance-Pop, verkiffter Blubber-Elektronik und leicht angedubbtem Soulfunk. Auch der ein- oder andere Hip bzw. Hop lugt vorlaut tänzelnd um die Ecke irgendeines Straßencafes in Berlin-Mitte (etwa in „Ass For Cash“). Drinnen sitzt Raz als „Realtime Voyeur“ und betrachtet skeptisch blinzelnd die durchgeknallte Welt, die am halbbeschlagenen Fenster vorbeizieht. Das Besondere ist dabei zunächst die Ungezwungenheit, mit der hier drauflos musiziert wird: So verheiratet der treibende Opener „Jane Flame“ derart effektvoll funky Wahwah-Klampfen mit Dubbässen, Uptempo-Großstadt-Beats und sphärischen Keys, dass man kaum still sitzen kann. „Gone To The Moon“ dagegen, von einer poppigen Rhodes-Figur und zappelndem Computer-Groove bestimmt, betört durch geheimnisvoll-verschwommene Düster-Vocals. Überhaupt, der Gesang: Ein ums andere Mal erinnern Tonalität und Phrasierung an den jungen Prince. Wie jener geht Ohara beim Komponieren hörbar von der Gitarre aus, was ihn zudem mit Genial-Bastlern a la Beck verbindet. Da verwundert’s dann nicht einmal mehr, dass der heimliche Hit dieses wunderschönen Albums eine schmissige Seltsam-Version des Pixies-Klassikers „Where Is My Mind“ ist – komplett mit Salsa-Bläsersätzen! Neun eigenwillig surreale, verspielte Momentaufnahmen von einem, dessen Begabung noch gar nicht so recht zu ermessen ist. Tongewordene Urbanität im Jetzt. Mindestens.

    weitere Platten

    The Last Legend

    VÖ: 12.03.2001