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    Pretty & Twisted
    Pretty & Twisted

    VÖ: 30.10.1995 | Label: WEA
    Text: Marcel Anders
    Pretty & Twisted - Pretty & Twisted

    Um Kommerzialität, Szene-Integrität und Medienpräsenz hat sich Johnette Napolitano noch nie geschert.

    Zu unprätentiös, komplex und anspruchsvoll waren die düsteren, beklemmenden New Wave- und Punk-Kleinode des semi-legendären LA-Trios Concrete Blonde. Mit Pretty & Twisted, komplettiert durch Gitarrist Marc Moreland und Drummer Danny Montgomery, schlägt die große, geheimnisvolle Dame des kalifornischen Undergrounds nun ganz andere, aber nicht gänzlich unerwartete Töne an. Die Wut, Hysterie und Frontalität der letzten Dekade ist einer tiefsinnigen, zerbrechlichen Schauerromantik mit sinistrem Touch und astraler Sphärik gewichen. Mit ihrer Hymne “Joey” (1990) hat das nur entfernt zu tun. Dafür erweist sich Johnette mitunter fast zu arty, ambitioniert und abgeklärt. Für “Mother Of Pearl” bedient sie sich bei Bryan Ferry, feiert auf “!Ride!” eine Zusammenkunft mit Ur-Punk Chris Bailey, tagträumt mit Paul Westerberg (“Stranger”) oder zitiert ganze Passagen von Bukowski oder Janis Joplin. Gewidmet ist dieser Tonträger übrigens Marlon Brando, und der ist bislang nicht mal verstorben. Nennt es genial oder verschroben, beides stimmt.
    4/5 Marcel Anders