Power Trip
Live in Seattle

Manch einer vermutete 2020, die Maya hätten sich mit dem Schluss ihres Kalenders und dem damit prognostizierten Weltende knapp verrechnet. Dass die Welt, nicht wie angekündigt 2012, sondern acht Jahre später untergehen wollte, davon zeugte eine wütende Pandemie und das viele Sterben von Metal- und Rockhelden. Darunter war auch Power Trip-Sänger Riley Gale, der nur 34 Jahre alt wurde. War damit nicht das Ende der Welt eingeläutet, hat es die Thrash-Metal-Newcomer aus Texas nun doch so weit gelähmt, dass die Band ihrem schmalen, aber beeindruckenden Werk seitdem nichts Neues hinzugefügt hat. Einzige Neuerscheinung blieb das im Todesjahr von Gale veröffentlichte Livealbum mit dem Mitschnitt eines Seattle-Gigs von 2018.

Das Album gibt es nun endlich in heilig-dreifaltiger Ausführung: Vinyl, CD und digital. Der Mitschnitt ist somit auch ein Erbstück: Gales Stimme ist purer konserviert als auf den Studioalben, auf denen sie genrekonform mit 90er-Halleffekt versetzt ist. Wer solche Nostalgiespielereien nicht, Thrash mit pointierter Störgeräuschkulisse als minimal sortiertes Chaos aber sehr mag, wird vielleicht doch Zugriff auf Power Trip finden. Die Setlist bietet viel: Den 2021 bei den Grammys nominierten Brecher „Executioner’s Tax (Swing Of The Axe)“ genauso wie Songs aus den Hardcore-Kids-Jahren der Bands wie „Suffer No Fool“.

Das steckt drin: DRAIN, Orthodox, Overkill