Postcards
Ripe

In Zeilen wie „Our ancestors may have known/ There’s nowhere left to go“ spiegelt sich eine lange Liste der Frustrationen, die das Leben in Beirut mit sich bringt. Eine Frustration, die nicht erst seit dem Gaza-Krieg und dessen Ausweitung auf den Südlibanon um sich greift. In solchen Zeilen bestärken Postcards den Eindruck des Nahen Ostens als unlösbarem Krisenherd, wie er uns in den abendlichen Nachrichten präsentiert wird. Nur um dann an anderer Stelle entschlossen dagegen zu halten: „Like roots among stones/ We carry on“.
Postcards kanalisieren die allgegenwärtige Gewalt in ätherischem Alternative Rock mit pastoralem Anstrich. Die Wut, die darin anklingt, drängt sich nicht auf. Sie klingt partiell in feixenden Gitarren an und schwingt in den Zeilen von Sängerin Julia Sabra mit. In den trägen Momenten, von denen dieses Album zweifellos einige zu viel hat, weicht sie gar einer haptischen Verzweiflung.
Wo ein Stück wie “Poison” im wahrsten Wortsinn noch Giftigkeit versprüht, scheint in der Lethargie von “Wasteland” alles ausweglos verloren. Das schleppende Tempo und die moll-getränkten Kulissen dieser Songs können einen auf Dauer runterziehen. Musikalisch könnte man das ankreiden. Wer aber den Kreislauf aus: „Destroy, rebuild, you know the drill“, nur allzu gut kennt, dem bleibt eventuell nur diese Möglichkeit.
Das steckt drin: King Hannah, Emma Ruth Rundle, Chelsea Wolfe
weitere Platten
After The Fire, Before The End
VÖ: 15.10.2021
The Good Soldier
VÖ: 03.01.2020