Zugegeben, der Name klingt schon selten dämlich. Aber Popium sind halt Norweger und insofern entschuldigt. Rein musikalisch können sie dem Britpop-Establishment ohne weiteres das Wasser reichen. Die fünf Musiker sind allesamt alte Hasen, die sich in Skandinavien bereits mit hierzulande kaum bekannten Bands Popstarstatus erspielt haben. Drummer Frode Unneland hat gar schon beim A-ha-Album “Minor Earth, Major Sky” mitgewirkt. Ansatzpunkte, diese Band scheiße zu finden, gibt es also jede Menge. Und die zuckersüße Sixties-Ballade “Sometimes When It Rains” ist auch mir eindeutig zu klebrig, aber schon der folgende Song “Free Your Mind”, wo Popium klingen wie Oasis zu den besten Zeiten, entschädigt für den Ausrutscher vollkommen. Die geistigen Väter von Oasis, ein nicht ganz unbekanntes Quartett aus Liverpool, klingen zudem fast durch das ganze Album hindurch, wobei vor allem ihrer psychedelischen Ader Tribut gezollt wird. Ein bisschen Glam ist auch dabei, “Closer-Closer” erinnert angenehm an T. Rex. Und das darauf folgende “I Cant Get That Lovesong Outta My Head” ist eine großartige Power-Pop-Hymne, deren Melodien sich unweigerlich in die Gehörgänge brennen. Insgesamt klingt das Dutzend Songs fast schon zu vielfältig, was wohl daran liegt, dass sich all die Studioveteranen gleichermaßen auf diesem Album `einbringen` durften. Doch trotz bisweilen mangelnder Homogenität ein schönes Album, für das ich hier gerne ein wenig Popaganda (hahaha!) machen will.
9
Dass es Skandinaviern aufgrund ihrer Lautbildung leicht fällt, die englische Sprache recht schnell recht akzentfrei zu lernen, ist bekannt. Dass dies aber auch für die Original getreue Aneignung vereint-königreichlicher Kulturgüter gelten soll, ist so nicht einzusehen. Denn egal, wen die lustigen Norweger ans Steuer setzen – der Po-Pilot (hihihi!), der daneben sitzt, heißt `Kenn ich schon, und zwar besser`: The Mighty Wah!, Queen, Toploader, The Grays oder die eben von Siepe genannten – zu jeder Nummer fällt einem ruckizucki das `Original` ein, und man darf sich durch den leichten Zugang, den die Songs zweifelsohne bieten, nicht täuschen lassen. Beim ersten Mal noch kräftig mitgeträllert, kann man schon bei Durchgang Numero Zwo die meisten Popium-Sweeties nicht mehr hören. Zu aufdringlich wird hier aus dem John & Paul-Evangelium nachgebetet, zu verschwenderisch wird mit Pomp und Populenz (hohoho!) umgegangen. Was bleibt, ist ein akuter Zuckerschock beim Hörer sowie die Erkenntnis, dass sich Popium neben einem neuen Namen auch ein paar neue Inspirationsquellen suchen sollten.
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