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    Pleasure Forever
    Alter

    VÖ: 10.06.2003 | Label: Sub Pop/Cargo
    Text: Ingo Neumayer

    13 shades of black: Pleasure Forever geben abermals die Hausband in der Bar of Lost Hope und teilen ihr Leid und Lied. Düster, stimmungsvoll, atmosphärisch.

    Seelen, die mal Schatten waren. Geisterstädte. Gefallene Engel. Nervös fluchende Hexen. Und das heilige Streichholz, das angezündet wird, um Licht ins Dunkel zu bringen – diese willkürlich aus den ersten drei Songs ausgewählten Figuren und Szenarien machen klar: Vom Happy-La-La-Land, der großen Liebe und dem tollen Flow der Harmonie ist auf dieser Platte nicht die Rede. Allein der Bandname spricht höhnische Bände, denn das unendliche Vergnügen, das hier beschwört wird, dürfte wohl eher für Masochisten interessant sein. Andererseits: Der gleichzeitig zeitlose wie -gemäße Großstadt-Blues, diese genüßlich zelebrierten Moritaten von und für Menschen, die sich damit abgefunden haben, dass das Leben kein Zuckerschlecken, Wunschkonzert oder Freispiel ist, ist zweifelsfrei faszinierend und zieht einen von Mal zu Mal tiefer und tiefer in die downward spiral. Natürlich ist hier auch ein gewisser Grad Show und Unterhaltungswert dabei, die Herren Hughes, Rothbard und Clifford gefallen sich sichtlich in der Rolle als dreifach geknechteter Schmerzengel Hiob. Doch andererseits: Stilvoll leiden ist immer noch interessanter als dumpf hassen. Vor allem wenn es gelingt, nicht den überall lauernden Larmoyanz-Vampiren zum Opfer zu fallen. Gitarre, Klavier, Schlagzeug und die zumeist verzerrte Stimme von Andrew Rothbard – wenige Zutaten reichen, um hier viel zu bewegen und die Suche nach Vergleichen zu erschweren: Firewater minus Folk-Erdung, The Coral mit mehr Ingrimm und ohne Hang zum Spielerischen, Black Heart Procession, die sich in der abgeranzten Eckkneipe dem Absinth-Rausch hingeben – trifft alles irgendwie zu, aber auch nicht wirklich ins Schwarze. Bei dem famosen „Rider’s Roost“ muss man dann sogar und überraschenderweise an einen anderen lichtscheuen Gesellen denken: So könnte Marilyn Manson klingen, wenn er seine Idee vom modernen Vaudeville nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch umgesetzt hätte. Eine Platte für gewisse Stunden.

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    dto.

    VÖ: 30.11.1999