Perfume Genius
Glory
Text: Kerstin Kratochwill | Erschienen in: VISIONS Nr. 385

US-Singer/Songwriter Michael Alden Hadreas ist besser bekannt unter seinem Künstlernamen Perfume Genius, zu dem ihn der Roman “Das Parfum” inspirierte: Der Protagonist darin hat keinen Eigengeruch, ist jedoch paradoxerweise ein Genie der Düfte und wird für das perfekte Parfüm zum Eremiten (und Serienmörder). Eine Metapher für die Musik von Perfume Genius, der “Glory” als sein direktestes und als konfessionelles Album bezeichnet.
Bereits mit 15 Jahren outet er sich als homosexuell, die folgenden Ausgrenzungen führen zu Außenseitertum und Drogensucht, nach einem Entzug stellt er seine klaviergetriebenen Indie-Songs über Verwundungen und Verletzlichkeit auf Myspace und seit seinem Debüt 2010 ist Hadreas eine der wichtigsten queeren Stimmen im Indiepop.
Auch auf seinem siebten Album widmet er sich erneut drängenden Problemen, die das Leben von LGBTQ+-Personen bedrohen wie der aktuelle Nationalismus in den USA: Der sardonische wie sarkastische Titel verweist auf ein utopisches glorreiches Amerika, in dem Bruce Springsteen auf dem Barhocker croont und queere Acts wie Aldous Harding oder Sufjan Stevens miteinstimmen. Auf dieser Folie entstanden sind so zärtliche wie zauberhafte Melodien zwischen Gitarrenfolk, Baroque-Pop und Indiesoul, die die Stars’n’Stripes-Ästhetik ent- wie aufblättern.
Das steckt drin: Aldous Harding, Sufjan Stevens, Sharon Van Etten