Party Dozen
Crime In Australia
Text: Ulf Imwiehe | Erschienen in: VISIONS Nr. 378
Vorausgesetzt, man ergötzt sich auch gerne mal am Rattern der Güterzüge unter der Eisenbahnbrücke und dies auch nur, sofern die Bremsen markerschütternd schleifen. Denn was Party Dozen anbieten, ist nur etwas für Hartgesottene. Und hat bei aller Schrillheit einen enormen Swing im Noise-Unterbau.
Saxofonistin Kirsty Tickle lässt ihr Instrument zwar mit Vorliebe durch eine Effektschleife kreischen, die an Fiesheit kaum zu überbieten ist, weist jedoch ein Gespür für Hooks auf, die den Radau nicht nur binden, sondern sogar noch hübsch funkeln lassen. Percussionist Jonathan Boulet sorgt indes für den Groove, der naturgemäß in den dreckig produzierten Beats liegt, seine wahre Kraft jedoch im reinen Geräusch entfaltet. Wer den Opener “Coup De Gronk” übersteht, der klingt, als würde John Zorn mit den Viagra Boys Kool And The Gang covern und dabei die Studiotreppe runterfallen, will mehr.
Wer den darauffolgenden Schepper-Krimi-Soundtrack “Wake In Might” goutiert, der an “Starsky & Hutch” in einer Version von Throbbing Gristle auf schlechten Drogen erinnert, wird dieses Album lieben. Alle anderen haben womöglich mehr Freude bei einer Wurzelbehandlung. Völlig bekloppt, dieser musikgewordene Migräneanfall. Gut so!
Das steckt drin: Fantômas, Naked City, Viagra Boys
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The Real Work
VÖ: 08.07.2022