Innerhalb der Punk-Handwerkskammer gibt es keinen Grund, diese Band zu schneiden. Die 16 bis 19
Jahre jungen Männer haben ein Debüt eingespielt, das jedem Meister mehr als ein “befriedigend” aus
dem Füller leiern müsste. Eine kompakte Verschmelzung der großen Punktraditionen. England und
Kalifornien. 1977 und 1995. Rotz und Pop. “Affirmation Song” oder “No Rest For The Weekend” sind
gemächlicher und dunkler eingefärbt, während “Rollercoaster” gemäß seines Titels wie eine sehr
poppige Version von Rancid durch den blauen Himmel flitzt. Sänger Joe Denman und Gitarrist Jack
Berglund sind in England geboren und in Hollywood aufgewachsen, Drummer Zak Glossermann begann als
Fünfjähriger mit der Trommelei und wurde mit Miles Davis und Louis Armstrong sozialisiert. Das hört
man zwar nicht, verdeutlicht aber eine gewisse Offenheit und. So ist es durchaus wahrscheinlich,
dass diese Band mit ihrer Mischung aus amerikanischem Harmoniepunch und britischem Schnodder
Karriere macht. Leider auch deshalb, weil sie die Finger weder von einem aufgesetzt wirkenden Outfit
noch von aufdringlichen Mitgröl-Ohrwürmern wie “Cool Mexicans” oder “Orange” lassen kann – einem
Bierzelt-Schunkler, der als Bandhymne auf lange Sicht vielleicht die falsche Wahl darstellt. Die
Frage ist nicht, ob das von Herzen kommt und gegenteilige Behauptungen nur von Neidern aufgestellt
werden, sondern vielmehr, ob junge Leute, die Punkbewusstsein vor sich hertragen, nicht bemerken,
dass sie keine Revolution mehr verkörpern, sondern bloß solide Tradition weiterschreiben. Orange
sind Handwerker. Den mentalen Iro tragen heute andere.