Im Vergleich zu Of Grace And Hatred wirkt selbst der alttestamentarische Gott gütig. Einigkeit herrscht zwischen dem Quartett aus Bergen und dem Schöpfer, wie die Welt noch zu retten wäre: mit einer Flut. Nur wollen es Of Grace And Hatred dieses Mal ohne Arche versuchen, zumindest lassen ihr Soundtrack zur Flut “For Those Against The Flood Pt. 2” und die zwölf übrigen Songs ihres Debütalbums das vermuten. Der intensive Hardcore verleitet dazu, “Toxic Vows” ausschließlich mit Metaphern aus der Welt der alles zerstörenden und alles verschlingenden Wassermassen zu beschreiben. Dabei ist das Bild schief, denn in Wahrheit ist das von Turbonegro-Drummer Tommy Akerholdt produzierte Album der 2008 gegründeten Band rhythmisch zu komplex und insgesamt zu präzise, um mit einer solch unkontrollierten Naturgewalt verglichen zu werden. Dass man für die Musik von Of Grace And Hatred dennoch dieses Bild bemüht, liegt auch am Mangel an Alternativen. Denn die Präzision und Wucht der Riffs von Gitarrist Bjarte Haugland beeindrucken zwar, doch nach dem 31-minütigen Galopp durch “Toxic Vows” erinnert man sich an keinen Slogan von Sänger Anders Mathiesen oder irgendeinen anderen Fetzen Melodie. Auch geizt das Album mit überraschenden Momenten, einzig das instrumentale Intro “Outro To Failure” mit programmierten Beats, Tiergeräuschen und Streichern hätte man so nicht erwartet. So fehlt “Toxic Vows” ausgerechnet die Eigenschaft, die charakteristisch für Fluten ist: Es reißt nicht mit.