Nicke Borg
Homeland - Chapter II

Denn nach zig Support-Touren, und nachdem er so oft Nachahmer in den Charts an seiner Band vorbeiziehen sah, war klar, dass die Backyard Babies nie über den Status einer respektablen Schweinerockcombo mit solider Fanbase hinauswachsen würden. Vor der endgültigen Abfahrt des Zuges entschied sich Borg, es ohne seinen Toxic-Twin Dregen und mit weitaus schmusigeren Tönen zu versuchen. Talent für eingängige Melodien und Songstrukturen kann man Borg nicht in Abrede stellen, wie auch dieser gefällige Poprock mit dezenter Country-Note zeigt. Nachdem der Mainstream-Flirt mit der EP Homeland bereits ganz gut geklappt hat, wagte sich der nahtlos tätowierte Rocker zuletzt sogar zum Melodifestivalen 2011, der schwedischen Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest. Der Beitragstitel „Leaving Home“ ist dabei nicht nur Ausdruck seines krassen Wandels, sondern bringt die neue Erfolgsformel gut auf den Punkt: Gediegener Akustikgitarreneinstieg, hymnischer Refrain, kurzes Schmacht-Solo und zum Ende sorgen Streicher für Volumen. Einer dieser Hits, die man schnell wieder vergisst. Der Rest der Platte pendelt zwischen der Uptempo-Nummer „Alone“ mit Countrybilly-Einschlag und dem gemischtgeschlechtlichen Balladenduett „All Stars“. Als kleine Referenz an die Wurzeln gibt es noch eine wenig originelle Coverversion von Social Distortions Bad Luck. Auch die könnte problemlos im schwedischen Formatradio laufen. Dessen Hörer werden sich über Borgs viele Einsätze kaum beschweren – es sei denn, es handelt sich um verirrte Fans der Backyard Babies.