Es ist nicht immer einfach, Lanzen zu brechen. Da will man ganz ehrlich und aus tiefster Überraschung sagen, dass das dritte Album einer reichlich irrelevanten, zehn Jahre alten deutschen Band dem lahmen Titel zum Trotz und die unfrischen 90er-Klamotten mal beiseite – dass also dieses Album unerwartet weit nach vorne geht und, ja, dank fröhlicher Keyboards und stürmischer Gitarren durchaus mitreißt. Und dann kommt die Single mit dem Refrain “Violetta/ Du bist lecker/ Liegst mir schwer im Magen/ Violetta/ Ich such nach Worten/ Steh schon Kopf oder so/ Red mich um Kopf und Kragen”, und bis unter die Fingernägel stellen sich alle Körperhaare gruselig auf, dass an Wurfgeschossknicken kein Gedanke mehr ist. Welchen Radiosender muss man in den letzten Monaten gehört haben, um darauf vorbereitet zu sein? Dagegen ist selbst “Phatte Uhr, Topfrisur/ Waschbrettbauch, will ich auch” ein lyrisches Galadiner. Bleibt nur, stattdessen lockerflotte Fotos-Hymnen wie “Ohne uns” und “Die Welt steht still” in die erste Reihe zu schubsen, den guten Kim-Frank-Einschlag in Sänger Hennings Stimme zu loben und festzuhalten, dass “Selbstauslöser” ohne seine schlimmen Stellen ein gar nicht so übles Indierockalbum wäre.