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    Neon Blonde
    Chandeliers In The Savannah

    VÖ: 26.09.2005 | Label: Dim Mak/Cargo
    Text:
    9 / 12

    Zwei Blood Brothers laden ins kranke Theater ihrer verqueren Hirne. Dazu: Vene öffnen, eine Armee Feuerameisen hineinlaufen lassen, zwei Minuten warten.

    Dann ist’s so weit: Alles hier hat plötzlich Sinn. Zwei Männer, die nicht von diesem Planeten kommen, sind hinterhergekrochen. Mark Gajadhars Schlagzeug-Kapriolen feuern neue Synapsen an, Pianos und Orgeln legen sich über den Stirnlappen, um dort ihre unglaublichen theatralischen Melodien auszubreiten. Johnny Whitney – der Quieker, der Keifer der beiden BB-Frontverrückten – schwingt mit beiden Händen Skalpelle durchs Großhirn, hinterlässt neue, blutige und graue Ausgangsmasse, die er mit grausigen Visionen des Wahnsinns beklebt, unterlegt von operettenhafter Musik; Brian Eno und Queen nach einer Kopfwäsche mit Salzsäure: „It’s a long way / From the master to the slave / It’s a long way from New York to Santa Fe.“ Dann singt er von grotesk aufgeblähten köpfen, ruinierten Leben und Mord. Hypnotische Gitarren-Hooks („New Detroit“), feminine Uh-Uhs, Oh-Ohs. Ameisen wuseln über die Augen, beißen in den Sehnerv, ihre Füße trommeln den Beat zu „Dead Mellotron“, und sie alle singen den Song des kleinen Blonden mit. „No, no! – No-no-no! – No, no, no!“ Zwischendrin Gitarrenausreißer im Stile der letzten BB-Offenbarung („Princess Skullface Sings“, „Love Hounds“), über allem thront ein veritabler Hit: „Headlines“ mit übermächtigem Beat und „schmeichelndem“ Chorus. Für Whitney-Maßstäbe, versteht sich von selbst. Am Ende ist „Chandeliers…“ und gerade „Headlines“ eine schmerzhaft intensive, bissig-ironische Abrechnung mit dem verlogenen, aufgesetzten Leben der falschen Ideale in amerikanischen Städten, in denen ein großes Auto mehr zählt als ein kluger Satz, in dem junge Frauen vor allem anderen einen gesellschaftlichen Wert erhalten, wenn sie Cheerleader werden oder Ballkönigin – medienfixiert, verloren, auf dem falschen Weg. Eine furchtbare Welt. Die nicht aufhören kann, in ihrem eigenen Elend zu baden, es zu genießen und mit der Kamera zu filmen. Was für ein Ritt…