My Orchard
5 Years Long And As Tall As A Dream

Dass sich auch in Schweden neben einigen Perlen mancher Newcomer-Frosch trotz heftiger Küsserei partout in keinen Prinzen verwandeln will, war zu erwarten.
Um es vorweg zu nehmen: Das Quintett My Orchard aus Stockholm ist ein solcher ein Fall. Unterkühlter Noisepop zwischen Aufbruch und Introspektive wird geboten, mit einem zünftigen Schuss juvenilem Ungestüm daher geschrammelt. Als hätten die Pixies in Britannien gelebt und zuviel Synthie-Kram goutiert. Das evoziert zwar beileibe keine Abwehrreaktion, aber eben auch keine Begeisterungsstürme. Während sich der Rocker „Something New“ sowie das von kristallinen Picking-Gitarren geprägte „My Friends Don’t Know Me“ gut im Gehörgang festbeißen, macht bei „Tumbleweed“ lediglich der sinistre Anfang Sinn. Dann zünden My Orchard die a-ha-Streubombe. Etliches versackt, vor allem was die banalen Rhythmen anbelangt, in einer unerquicklichen Schülerband-Haftigkeit. Immer wieder dräuen schwülstige Keyboards. Ganz ähnlich klang das bei uns auf dem Pausenhof – allerdings 1988. Daneben sind es immer wieder Johan Sigeruds an Depeche Mode geschulte Vocals, die ob ihrer latenten Unsicherheit in punkto Intonation zu Abzügen in der B-Note führen (etwa im dahin plätschernden „The Issue“). So ist „5 Years Long And Tall As A Dream“ letztlich wie eine durchaus gemütliche, IKEA-möblierte Ferienwohnung: Du bleibst gerne eine Woche – aber leben möchtest du doch lieber in einer stilvoll eingerichteten eigenen Behausung mit Charakter.