My Heart Belongs To Cecilia Winter
Our Love Will Cut Through Everything
Text: Oliver Schröder
Im Jahr 2010 gelten für Indierock die gleichen Maßstäbe wie für Autotuner. Es geht immer eine Spur höher, breiter und wahnsinniger, wodurch es immer schwieriger wird, bei einer schnellen Vorbeifahrt im Gedächtnis der Leute haften zu bleiben. Und jedes Mal kommen Arcade Fire ins Spiel, die die Vielzahl an richtungweisenden Messlatten mit jedem Album entweder höher aufgehängt oder verbreitert haben. My Heart Belongs To Cecilia Winter setzen der Erwartungshaltung ein unbekümmertes Wir pfeifen drauf! entgegen und hoffen, dass es ausreicht, als Trio zwangweise einen Gang runterzuschalten und ihre RocknRoll-Sozialisation einzubringen. Und wirklich, Our Love Will Cut Through Everything strotz zwar vor musikalischer Ambitioniertheit und der momentan so gern gehörten Indiefolk-Kuschelei, aber setzt dem immer wieder verzerrt-unausgeglichene Lärmbolzereien entgegen.
Vor dem Erwachsenwerden kommen also erst noch die Gefühlsschwankungen. Endlich mal wieder ein Albumdebüt, das sich auch genau wie eins anhört, und nicht wie das abgeklärte Werk von frühreifen Hochbegabten. Natürlich gibt es auch auf Our Love Will Cut Through Everything reichlich Momente, in denen der großen Kunst des Kammerpop nachgejagt wird. Guide Me To The Starts kreiert zum Beispiel so ein typisch halbwahnsinniges Szenario mit orchestralen Fabelwesen und lässt zum Finale hin Einhörner ums Glockenspiel tanzen. Dann werden aber schnell wieder die schwarzen Sonnebrillen aufgesetzt und der Welt, Gott sei Dank, der Noise-Mittelfinger gezeigt.