My Education
A Drink For All My Friends

Der Titel des sechsten Albums von My Education aus Austin/Texas darf hier gerne sprichwörtlich verstanden werden, also als Tribut an die, die nicht mehr unter uns weilen. Zum Glück gestaltet sich dieses Unterfangen auf „A Drink For All My Friends“ nicht zu einer weinerlichen Leichenschau, sondern atmet, pulsiert und lebt zu jeder Minute – hier steht eben nicht der Tod im Mittelpunkt, sondern die glückselige Erinnerung. Alles andere wäre fatal gewesen, schließlich sind My Education spätestens seit ihrem letzten Album „Sunrise“, das Fragmente aus dem bandeigenen Soundtrack zu Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „Sonnenaufgang“ enthielt, auf dem besten Weg, ihren Status als ewiger Geheimtipp abzulegen. Getragen werden die sieben Stücke auf „A Drink For All My Friends“ oft eher von Geigen und anderen Streichern als von Gitarren und Schlagzeug. „Happy Village“ hätte in seinem mäandernden Fluss auch aus Island stammen können, bevor es nach hinten raus aufbricht, während „Black Box“ in seiner schleppenden Behäbigkeit zeigt, dass Dynamik nicht bloß durch Lautstärke entsteht. „Roboter-Höhlenbewohner“, einer der eindeutigsten Verbeugungen des Albums, gilt übrigens der Erinnerung an Jerry Fuchs, dem 2009 verstorbenen Maserati-Schlagzeuger, der als langjähriger Freund der Band einen gehörigen Einfluss auf ihren Klang hatte. Dieser gibt sich trotz eines so vielseitigen Albums erstaunlich stringent und präzise und verleiht den Songs die nötige Tiefe und Substanz um ihrem Anliegen gerecht zu werden.