Mount Sims ist definitiv cool, zu Herzen geht hier nichts. Kalte Lyrics paaren sich mit steriler Elektronik – Plastikpuppenerotik an der Mensch-(Sound)Maschine-Schnittstelle, Androidensex in der technoiden Eiswüste. Zwanzig Jahre nach New Wave bedienen sich die Protagonisten des sogenannten Elektroclash aus dem androgynen Klangbaukasten, dessen Einzelteile sie zu einem schrillen Ganzen zusammenfügen. Meist sind diese Soundcollagen in einen Kontext eingebettet, der Performancekunst irgendeiner Art beinhaltet. Electroclash provoziert, nervt oder reißt mit. Letzteres ist Fischerspooner mit ihrer umwerfenden Single “Emerge” und dem Debütalbum im Jahr 2000 gelungen, doch Matt Sims “Ultrasex” beschränkt sich eher aufs Provozieren. Da sind eingängig hämmernde Beats, die sich für die Tanzflächen in den einschlägigen Clubs eignen mögen, da ist kalte Monotonie, der sphärisch klingender Kitsch entgegengesetzt wird. So viel, so gut, doch die Verankerung fehlt. Sound und Gesang besitzen Bandbreite ohne Identität. Mal klingt die Stimme, als habe HAL 9000 sich entschieden zu singen, mal bringt die Space Odyssey 02 mit einer Nummer wie “Rational Behavior” den Prince der Achtziger zurück. Die Oberfläche wird zum Inhalt erhoben – das mag interessant sein, wirklich gut ist es deswegen nicht.