Das kommt dabei heraus, wenn “Marie Bass spielt, und Anja singt.” Damit ist alles erklärt. Es gibt keinen aufwendigen theoretischen Überbau, keinen großen künstlerischen Anspruch, erst recht keine Allüren. “Man Overboard” sind zehn filigran wirkende, kleine Pflänzchen, die sich hin und wieder aufbäumen und ganz selten nach vorbeifliegenden Insekten schnappen. Auch wenn “Borderline” noch mit giftig-grellen Warnfarben so tut, als gehöre es auf Molokos “Do You Like My Tight Sweater?” – der Rest ist so puristisch und sanft produziert, als säßen die beiden Damen auf der Bettkante und wollten uns in den Schlaf singen. Der perlende Gitarrenpop der Sundays liegt so nah wie die schimmernde Intensität von Lamb. Das besondere Talent der beiden Schwedinnen ist, wie sie ihre Songs sich selbst überlassen. Alles wird bis auf die Grundstruktur reduziert, nichts wirkt überladen oder künstlich aufgeblasen. “Man Overboard” ist nicht mehr als ein stilisierter Hauch, steckt aber doch voller Substanz und Tiefe. Unterstützt durch sparsame Arrangements – manchmal nicht mehr als ein leichtes Rauschen im Hintergrund – kommt Anja Bigrells betörend natürliche Stimme immer zur Geltung. Obwohl sie die Songs dominiert, kommt es nicht zum “Björk-Effekt”: Man braucht nicht nach der Hälfte eine Pause, um sich zu erholen. Die meinen es wirklich gut mit uns.