Forcierter Individualismus ist hier nirgends zu finden, der Miss Mellow grundsätzlich von anderen talentierten Zeitgenossen abheben könnte. Vielmehr bedienen sich Joshua Lilienthal, David Stockinger, Junsuke Kondo und Niccolò Schmitter in jedem Takt aus dem Repertoire verschiedener Künstler aus unterschiedlichen Genres – Hauptsache: Rock! –, sodass ihr Debüt dem eklektizistischen Lebensgefühl der 70er frönt.
Das speist sich aus dem Konzept der Fusion. Atmosphärische Orgeltöne zwischen Percussion, Garage-Rock-Gitarren übertünchen beinahe die poppigen Synthesizer – alles scheinbare Gegensätze, die Miss Mellow in ihren teils zehnminütigen Stücken auflösen. Daraus entsteht nicht nur ein Album, das sich auf kein Genre festlegen lässt und dessen Lieder fließend ineinander übergehen. Es ist eine ganzheitliche Philosophie, die die Band durch ihre Leidenschaft für ausufernde und mutige Kompositionen auslebt.
Überladen ist die nach der Band benannte Platte dabei nie, “Miss Mellow” ist mit ihrer Klangliebe eine Hommage an das analoge Leben, in dem alles seine Zeit hat, Rockmusik mehr Raum als drei Minuten gelassen wird, wo man längst auch abseits des Mainstreams nur noch zu einem Rhythmus tanzt: dem Algorithmus.
Das steckt drin: The Doors, Harvey Rushmore & the Octopus, Yes