The dark side of French Electronic: Mirwais Ahmadzal zeigt uns, was passieren würde, wenn Daft Punk, Cassius und Kraftwerk gemeinsam in die Electro-Hölle einfahren.
Interessante Geschichte: Mit 17 gründet Mirwais die Band Taxi Girl, avanciert während ihres achtjährigen Bestehens zum absoluten Geheimtipp, löst die Band nach dem Drogentod ihres Drummers auf und kehrt der Musikszene für fast 15 Jahre den Rücken. Inzwischen ist Mirwais 39, und vieles ist anders. Zum Beispiel die französische Elektronik-Szene, die mittlerweile eine sehr eigene Identität besitzt und durch ihn nun um eine weitere, recht dunkle Facette erweitert wird. Die derzeit hoch gehandelte Single Disco Science sorgt für einiges Aufsehen, und selbst die immer trendbewusste Madonna hat den elektronischen Grenzgänger für die Produktion ihres kommenden Albums angeheuert. Kein Wunder, denn Production ist echt mal was Anderes: Extrem trockene, mitunter reichlich zerbrochene Midtempo-Beats treffen auf subtil Angst einflößende, distanziert-beklemmende Keyboard-Flächen. Die für die französische Elektronik-Musik so typischen Kompressor-Spielereien werden bis zur Unkenntlichkeit abstrahiert, die sporadisch eingesetzten Lead-Vocals (u.a. von – na klar – Madonna) werden ins Vocoder-Delirium getrieben. Die Tracks sind vom Prinzip her zwar sehr simpel gehalten, doch ihre einzelnen Bestandteile sind extrem homogen und effektvoll in Szene gesetzt. Nehmen wir einen Track wie den Naive Song: Völlig verschleppter Tech-Funk trifft auf Basslinien und analoge Quietschsounds aus den tiefsten 80ern, die Lead-Stimme mauschelt sich durch verquere Vocoderwelten, und plötzlich ist da nur noch eine Akustikgitarre. Alles scheint auseinander zu brechen, der Hörer verliert fast den Halt, und doch fügt sich alles zu einem Gesamtbild zusammen, das Sinn macht: Vieles wird nur angedeutet, anderes wird dir explizit um die Ohren geblasen – ein endloses Spiel mit den unterschiedlichen Ebenen von Dynamik, Rhythmus und Komposition.