0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    Methods Of Mayhem
    dto.

    VÖ: 31.01.2000 | Label: MCA/Polydor/Universal
    9 / 12

    4-Ohren-Test

    Mötley Crüe waren nie für ihre Prinzipientreue bekannt: Das Bandfähnchen drehte sich je nach angesagter Windrichtung in okkulte Gefilde („Shout At The Devil“), Sleazerock („Girls, Girls, Girls“ und „Dr. Feelgood“) oder Brutalo-Riff-Produktionen („dto“) – nur dass es in den Neunzigern andere waren, die den Ton angaben, und die Rolle der Band sich vom Gestalten auf bloßes Reagieren verlegte. Nach dem Flop des erbärmlichen Reunion-Albums „Generation Swine“ zog Tommy Lee dann schließlich den Schlussstrich vom Li(e)d, und man kann sich angesichts des vorliegenden Albums nur wundern, wie sein Ego knapp zwanzig Jahre mit rotierenden Drumkits und ein paar Pianoballaden zufriedenzustellen war. Methods Of Mayhem zeigt Tommy Lee nun auch auf Bühne und Platte dort, wo er die Yellow Press schon seit Jahren regiert: auf Seite Eins. Im Spotlicht. I’m the Man, Yo! Mit feinem Händchen für fette Sägeriffs, erstaunlich vielen gelungenen HipHop/Elektrogrooves und Big Beat-Spirenzchen, und einer Gästeliste (Fred Durst, Kid Rock, U-God, Crystal Method, Mixmaster Mike, Snoop Dogg, George Clinton, Lil’ Kim), die wohl mehr als für sich spricht, fühlt sich Tommy Lee zusehends wohl als Alles-im-Griff-Fronter. „Proposition Fuck You“ ist der inoffizielle Nachfolgehit des LB-Smashers „N 2gether Now“, „Get Naked“ so simpel wie effektiv. Am Puls der Zeit und handwerklich mehr als gut gemacht – wen stört es da, dass die Akzente und Anstöße wiederum von anderen kommen?

    Ingo Neumayer 9

    Mich zum Beispiel stört’s, wobei ich vorweg bemerken möchte, dass sich auch in meiner Plattensammlung acht Scheibchen der Mötley Crüe befinden, auch wenn ich die Band abgesehen von einigen Killer-Songs eher vom Standpunkt guter, realsatirischer Unterhaltung betrachtet habe. Was Skandalnudel und Ausnahmedrummer (der rotierende Schlagzeugkäfig bleibt ungeschlagen!) Tommy Lee nun mit seinem lange angekündigten neuen Baby Methods Of Mayhem abliefert, ist erwartungsgemäß zu hundert Prozent auf der Höhe des Zeitgeists und selbstredend megafett produziert. Nur so etwas wie Seele fehlt hier gänzlich. Gut, besonderen Tiefgang durfte man eigentlich auch nicht erwarten, aber ein derart auf hip (und hop) getrimmtes Plastikprodukt hätte es nicht gebraucht. Zumal es sich bei Fangruppen anzubiedern versucht, deren Helden wie Limp Bizkit oder White Zombie einfach die authentischere Version liefern. Aber wahrscheinlich wird Lees Konzept, junge, talentierte Musiker um sich zu scharen und einen Haufen angesagter Promis (was zur Hölle hat Godfather George Clinton geritten, seinen Namen hierfür herzugeben?) für die Guestlist ins Studio einzuladen, mal wieder vollauf funktionieren.

    5